Langsam aber sicher kommt sie näher, die Abgabefrist für Hausarbeiten. Und mit Fristende steigt auch der Druck – denn immerhin wird bis kurz vor knapp mal wieder erfolgreich prokrastiniert. Das geht natürlich besonders einfach mit Binch-Watching (die besten Serientipps haben wir übrigens auf Bonnkey.com für dich zusammengestellt), mit Ausflügen in Bonn und der Region, aber auch mit Büchern … und deshalb kommen hier die besten Lesetipps zum Prokrastinieren:
Science Fiction: Nicht nur auf dem Bildschirm
„Metro 2033“ , das mag der ein oder andere sicherlich von einem preisgekrönten PC-Spiel kennen. Die Idee: In einer postapokalyptischen Welt haben sich die Menschen in der Moskauer U-Bahn verschanzt, nachdem eine Atombombe den Obergrund vergiftet hat. Hier kämpfen nun einzelne Verbünde von Station zu Station miteinander. Aber alle haben einen gemeinsamen Feind: Die mutierten Wesen von der Oberfläche, die immer in den Untergrund kommen, um die Menschen von dort zu töten. Ziemlich spannend und ein Muss für alle Russland-Liebhaber! Die deutsche Fassung wurde sehr nah an der russischen Ausdrucksweise gehalten und ist deshalb auch sprachlich sehr spannend.
Der Klassiker. Das solltest du irgendwann mal gelesen haben:
Gerade im deutschsprachigen Raum gibt es – zumindest gefühlt – erschlagend viele Klassiker: Goethe, Schiller, E.T.A Hoffmann, Dürrenmatt und Co. Lesen kannst du die sowieso nicht alle. Deshalb schränken wir mal deine Auswahl ein wenig ein:
Eine Oper zu komponieren ist nicht nur eine musikalische sondern auch eine Leistung auf textlicher Ebene – so auch die Zauberflöte (KV 60, von 1791) von Mozart (zugegeben, Mozart hatte Vorlagen, derer er sich bediente, u.a das Märchen „Lulu oder die Zauberflöte“.) Der junge Prinz Tamino möchte die Prinzessin aus der Gewalt von Sarastro retten und kriegt – nebst der Zauberflöte – den scheinbar unbrauchbaren Papageno zur Seite gestellt. Doch während ihrer Rettung stellt sich heraus, dass Sarastro ein Priester ist und zu den Guten gehört (und Papageno gar nicht so unbrauchbar ist). Papageno und Tamino müssen Prüfungen bestehen, bei denen sich auch die Zuschauer und Leser mit der Frage nach Tugenden und Prinzipien auseinandersetzen müssen.
Wissenschaftliche Lesetipps zum Prokrastinieren: So linderst du dein schlechtes Gewissen!
Globalisation gibt’s nicht erst seit heute! Schon die Römer waren mit den Indern vernetzt und die Araber mit den Chinesen – und das alles zu Meer und zu Land, über die Seidenstraße. Was hat sich seitdem getan? Welches Gedankengut haben wir aus Asien übernommen? Was wurde aus der Seide und warum ist heute Öl so wichtig – wer all diese Zusammenhänge in einem Werk als Überblick zusammenhaben möchte, sollte mal einen Block in Peter Frankopans „Licht aus dem Osten. Eine neue Geschichte der Welt“. Und: Nach dem Lesen habe ich endlich verstanden, warum sich der Westen so viel im Nahen Osten eingemischt hat. Absolut empfehlenswert!
Nostalgische Lesetipps zum Prokrastinieren: Kinderbücher!
Sicherlich hast du dieses lange Wort schon mal irgendwo gehört: „Satanarchäolügenialkohöllischer“ … ja, was denn? Natürlich: „Satanarchäolügenialkohöllischer Wunschpunsch!“ rufen die Hexentante Tyrannja und ihr Neffe Beelzebub Irrwitzer regelmäßig in der Kinderserie „Der Wunschpunsch.“ Und so heißt auch deren Vorlage: Das Kinderbuch von Michael Ende. Schon 1989 also verpackte Michael Ende Umweltpolitik ganz heimlich in eine lustige und phantasiereiche Geschichte für Kinder. Während die beiden ZauberInnen versuchen, die Welt durch Chaos zu vernichten, vereiteln ihre beiden Haustiere Jakob und Maurizio den bösen Plan. Ein witziges und leichtes Buch für nostalgische Kindheitsmomente!
Ein ganz anderes Thema griff die schwedische Autorin Astrid Lindgren auf. Neben vielen herrlichen und lustigen Büchern erzählte die Autorin, die vor fast 20 Jahren verstarb, auch die Geschichte von Karl und Jonathan, den Brüdern Löwenherz. Der kleine Karl ist von Geburt an krank. Sein großer Bruder Jonathan hält immer zu ihm, bis er Karl aus dem brennenden Haus rettet und dabei stirbt. Als auch Karl seiner Krankheit erliegt, trifft er seinen Bruder im Land Nangijala wieder. Hier ist Jonathan ein Held und Karl versucht, ihm dabei zu helfen. Zusammen kämpfen sie für die Rechte der Menschen dort – bis Jonathan stirbt und Karl ihm in das nächste Land folgen möchte.
Wie geht man mit dem Thema „Tod“ um und wie zeigt man Kindern, dass das eben zum Leben dazu gehört? Eine wunderbare Geschichte mit ganz viel Liebe.
Lesetipps zum Nachdenken
Orwell hat neben der Farm der Tiere (übrigens absolut empfehlenswert!) auch das Werk 1984 geschrieben – und damit die Zukunft gruselig genau vorhergesagt. Diese Idee zieht sich durch Neil Postsmans Buch „Wir amüsieren uns zu Tode: Urteilsbildung im Zeitalter der Unterhaltungsindustrie„. In Anlehnung an Orwell erläutert Postman, wie Medien unsere Urteilsbildung beeinflussen. Er beschäftigt sich damit, wie wichtige Informationen in der Menge des Gesagten und Gezeigten schier untergehen. Für jeden, der mit/für Medien arbeitet, ein Muss! – Und für den Rest einfach eine hochaktuelle, spannende und humorvolle Anleitung, sich mit dem Thema zu beschäftigen.
Spannung und Mord: Die Crime-Kategorie
Zugegeben, allzu viel Spannung herrscht nicht in „Winterkartoffelknödel„, dem Auftakt einer herrlich komischen Krimiserie aus dem Alpenland. Hier muss sich Dorfpolizist Franz Eberhofer nämlich urplötzlich als Ermittler profilieren. Und das in einem Ort, in dem jeder jeden kennt und man den eigenen Fall auf einmal vor der Haustür hat! Ganze zehn Eberhofer-Krimis gibt es mitlerweile, und Winterkartoffelknödel hat es sogar auf die deutsche Kinoleinwand geschafft.
Spannend und düster wird es bei einem Krimi mit Bonn-Bezug, der es jedoch in sich hat, weil er längst in die Jahre gekommen ist – und genau das ist auch dessen Charme. John Le Carrés „Die Libelle“ spielt zu Bonner Republik-Zeiten. Nach einer Attake auf das Haus des iraelischen Botschafters werden nicht nur Geheimnisse innerhalb der Regierung, sondern auch der internationalen Geheimdienste aufgedeckt. Als LeserIn erfährt man einiges über unser geliebtes Bonn und das Hauptstadt-Feeling, dem einige BonnerInnen auch heute noch hinterhertrauern.
In fremde Welten: Fantasy
Der Name des Windes ist seit langem das erste Fantasy-Buch, das mich noch einmal so richtig abgeholt hat. Es ist fesselnd, es ist lustig, und endlich noch einmal was anderes – obwohl es auch hier eine Art Zauberschule gibt, ist Magie eher eine Wissenschaft als einfach nur Zauber. Und das möchte Kvothe erlernen. Das Buch steigt ein, als Kvothe schon alt ist. Er tarnt sich als Wirt, bis ein Chronist erscheint und seine Geschichte niederschreiben möchte: Denn Kvothe ist als Königsmörder bekannt, als Ausnahmetalent in der Magie, als unheimlich und auch als Held. Wie es dazu gekommen ist, das erzählt die Geschichte. Spätestens nach 100 Seiten kannst du das Buch nicht mehr zur Seite legen.
In die Vergangenheit reisen: Lesetipps zum Prokrastinieren mit wahrem Kern
Historienromane unterscheiden sich sehr stark voreinander in dem Maße, wie weit die Geschichte hergeholt und wie viel nicht doch wissenschaftlich recherchiert worden ist. Rebecca Gablé zumindest hat Mediavistik studiert und das findet sich auch in ihren Romanen wieder: Berühmt sind vor allem ihre Werke aus der Warringham-Saga, für die sie die historischen Hintergründe selber recherchiert. Die Bücher der Reihe handeln jeweils von einer neuen Generation der Warringham-Familie. Die müssen sich gegen eine Menge an Konkurrenten durchsetzen und Seite an Seite mit den Königen des englischen Mittelalters kämpfen. Sehr spannend, da Rebecca Gablé jedem Buch einem neuen Zeitpunkt der englischen Geschichte widmet und man so nebenbei viel über die Zeit und die Ereignisse lernt. Wunderbar geschrieben, mit viel Kampf, Liebe, Trauer und Freude.
Historienromane sind auch deshalb so gute Lesetipps zum Prokrastinieren, weil sie dir das Gefühl geben, dennoch etwas zu lernen. So handelt auch der zweite Historienroman-Vorschlag von einer Geschichte aus dem Englischen Mittelalter, allerdings geht es hier auch um die Liebe zur Architektur: In „Die Säulen der Erde“ kämpft die Priorei Kingsbridge darum, eine Kathedrale bauen zu dürfen, und gelangt dabei zwischen die Fronten des Erbfolgekriegs um die Krone. Ken Follett hat zwar kein Geschichte, sondern Philosophie studiert, reist aber wenigstens zu den Orten, über die er schreibt. Vor der Publikation lesen HistorikerInnen das Buch extra Kontrolle, einige Fehler rutschen aber selbst ihnen durch. Die gibt Follett dann aber auch zu und korrigiert sich selber auf seiner Website – und das vermittelt zumindest einen sympathischen Eindruck.
Epilog
Eine große Kategorie fehlt noch bei den Lesetipps zum Prokrastinieren: Liebesromane. Aber leider – und doch nicht so wirklich leider – kann ich dir hier überhaupt nichts empfehlen. Liebe gibt es nicht. Sorry.
Ne, quatsch. Ich hab einfach nie Liebesromane gelesen – bis auf Twilight und Shades of Grey (das war ein Versehen!), aber zählen die?
Wenn dir noch ein paar großartige Titel der Literaturgeschichte einfallen, dann schreibe uns auf Instagram oder mir ganz einfach an paula@bonnkey.com. Wir freuen uns über deine Lesetipps zum Prokrastinieren!